Tokyo – Hakone – Fukuoka / Tage 68 – 71

Donnerstag, 21.3.: Das Abenteuer Zugfahren beginnt. Wir starten vom Bahnhof Tokyo Station (ein vordergründig altes Bahnhofgebäude, welches nach einem dänischen Modell gebaut wurde). Es ist alles gut beschrieben und wir finden unseren Bahnsteig super. Wir haben Sitzplätze am Dienstag bereits reserviert, auf dem Coupon ist angegeben, welcher Wagen und welche Sitze wir haben. Die Wagen-Nr. sind auch am Boden am Bahnsteig aufgeführt. Richtig anstehen ist hier kein Problem. Für unseren Shinkansen ist Tokyo der Endbahnhof. Also wird er gereinigt, bevor wir einsteigen dürfen. Das Prozedere ist eindrücklich zum zuschauen, alles ist minuziös geplant. Genau 3 Minuten vor Abfahrt werden die Türen geöffnet und das Einsteigen beginnt. Schön der Reihe nach (wir sind die Ersten), kein Gedränge, kein Überholen. Und die Sitze in der 1. Klasse sind komfortabel und vor allem gross und breit genug für uns 😜Und dann geht es los – wie auf der Startbahn im Flugzeug! Mit einmal umsteigen in einen Regionalzug treffen wir bei Nieselregen in Hakone ein. Hakone selber ist eine Kleinstadt (ca. 13‘000 Einwohner), aber eines der grössten Touristengebiete Japans (mehr als 20‘000‘000 Besucher/Jahr). Freis unterwegs – wir laufen mit unseren zwei Koffern ca. 15’ Minuten den Hügel hoch zum Hotel (dort stellen wir fest, dass es einen Shuttlebus gegeben hätte..). Dann das erste Mal in einem Zimmer Japanese Style – eindrücklich, vor allem weil wir auch keine Betten sehen. Ein grosser Raum, separates Badezimmer und eine kleine Lounge (mit zwei Sesseln, ach wie schön). Nach den sehr genauen Instruktionen durch einen Hotelangestellten sind wir uns selber überlassen – wissen, dass wir um 18.00 Uhr zum Dinner erwartet werden und um 21.00 Uhr das private Onsen (heisses Quelle) für uns bereit ist. Wir können selber entscheiden, ob wir im Kimono zum Nachtessen gehen, für das Onsen wird es gewünscht. Gebrauchsanweisung für den Kimono ist auch im Zimmer. Wunderbares Nachtessen mit 8 kleinen Gängen. Während des Nachtessens wurden unsere Schlafstätten vorbereitet, eine dünne Matratze mit einem Duvet und einem kleinen Kissen. Und unser heutiger Höhepunkt: Kimono anziehen, wir lachen uns fast einen „Bruch“, auch bis wir die dazugehörigen Socken anhaben und die Schlappen. Das Bad ist der Hammer, draussen auf der Dachterrasse ein sehr schönes Steinbecken mit heissem Wasser (fast zu heiss für uns). Frisch gereinigt legen wir uns nieder zum Schlafen. Mitten in der Nacht, peng- Stephan muss aufs WC (Klosomat) und vergisst, dass die Türrahmen nur etwa 1.75 M hoch sind, schlägt den Kopf an und Ursi ist dann auch wach. Und wir gröllen uns wieder in den Schlaf!

Reinigungsequippe
Unsere Schlaffstätte (das Bild vom aufstehen zeigen wir nicht 😜)
Bereit fürs Bad – Tührrahmenhöhe beachten….

Freitag, 22.3. / leicht bewölkt und angenehme 20 Grad. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen haben wir für heute ein „Western-Style“ Frühstück bestellt. Zuerst gab es eine „Suppe“, dann „Tofu“ und endlich Brot und Butter! Heute ist ein Ausflug auf den Mount Kami geplant. Von dort soll man eine tolle Aussicht auf den „Mount Fuji“ haben. Wir steigen in Hakone in den Hozan Train und erleben bereits die erste Ueberraschung. Es ist exakt der gleiche Zug (Design) wie der Glacier Express. Es handelt sich hier um eine Aktion von Schweiz Tourismus und der Räthischen Bahn. Auch die Lokomotiven heissen St. Moritz oder Bernina. Wir sind fast wieder daheim! Nach 6 Richtungswechsel während der 40 minütigen Bergfahrt soll auf eine Standseilbahn umgestiegen werden um dann auf die Gondola zu wechseln. Aber „Oha-Lätz“, da warten bereits einige hundert Leute in einer langen Schlange. Das ist zu viel für uns! Wir planen um und fahren mit dem Bus zum Lake Ashi (Kratersee) im Fuji Nationalpark. Kleine Seerundfahrt und wir haben Riesenglück: der Mount Fuji zeigt sich! Auch dort sind wir nicht ganz alleine, Ursi steht in einer Bäckerei lockere 45 Minuten für 2 Weggli an. Nun gehts wieder ab ins Hotel zu unseren japanischen Betten. Wir hoffen auf eine unfallfreie Nacht.

Wie das Busfahren funktioniert? Beim Einsteigen zieht man ein „Nümmerli“, beim Aussteigen zum Chauffeur, der liest das Nümmerli ein und wir zahlen die Fahrt. Und im Bus steht angeschrieben, welche Nr. was kostet. Da die Zahlen in Japan gleich sind wie bei uns, können wir wenigsten das lesen!

Mount Fuji
Der lustige Buschauffeur – wir haben zwar nichts verstanden, der ganze Bus hat über seine Kommentare gelacht. Und er hat uns persönlich verabschiedet (waren die einzigen westlichen Gäste).

Samstag, 23.3. / Regen und 13 Grad. Heute ist „Shinkansen-Tag“! Wir haben rund 1‘000 km zurückzulegen und fahren von Hakone über Osaka nach Fukoka. Die Fahrt mit dem Shinkansen ist eindrücklich. Mit rund 300 km brettern wir durch die Landschaft. Auch im Zug herrscht Disziplin und Ordnung. Telefonieren ist nicht erlaubt und geraucht wird in speziellen Raucherabteilen! Das Zugspersonal ist sehr „japanisch“ unterwegs und jedesmal wenn sie in einen Wagen kommen, wird ehrenvoll verneigt bzw. gegrüsst. Und sie kommen oft! Beim „durchrasen“ der Ortschaften fällt uns auf, dass wir selten Grünflächen sehen, sondern nur Betonhäuser grau in grau. Irgendwie (vor allem bei schlechtem Wetter) ein bedrückendes Gefühl. Fukuoka ist die Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur und liegt an der Nordküste der Insel Kyushu. Das Hotel hat „wieder normale Betten“ und die Türrahmen sind für auch für uns passend. Den Abend beschliessen wir bei einem „Japan-Italiener“ , wo wir uns durch die japanische Speisekarte (ohne Bildli) kämpfen. Das Personal konnte kein Wort englisch, trotzdem sind wir zu Spaghetti Alio Olio und einem Salat gekommen, war ein amüsanter Abend. Etwa so, wie wenn die Japaner bei uns Fondue bestellen und essen. Und Steffi sieht noch ein Plakat: Jazz-Night (war auf englisch) und das Datum 24.3.2019 mit Essen. Wir reservieren 2 Plätze.

Einer der Shinkansen
Fukuoka beim Eindunkeln

Sonntag, 24.3. / Schönes Frühlingswetter bei 16 Grad. Wir besuchen heute die Burg Fukuoka aus dem 16 Jahrhundert. Sie ist teilweise noch erhalten und nebst einem wunderbaren Blick auf die Stadt hat es rund 1‘000 Kirschbäume. Alljährlich findet dort das Kirschblütenfestival statt. Leider sind wir einige Tage zu früh, um die absolute Blütenpracht zu bewundern. Vereinzelt sind aber einige Bäume am blühen. Das Fest ist vorbereitet und es stehen unzählige Stände bereit und die Scheinwerfer für die Nachtbesichtigungen sind ebenfalls platziert. Es sind bereits viele Leute da und picknicken unter den spriessenden Bäumen. Es lässt uns nur erahnen, was dort bei voller Blüte los ist. Die Japaner feiern die Kirschblüte richtig euphorisch und „Sakura“ wird in der ganzen Stadt gelebt. Es folgt noch ein Besuch des Ohori Parks, wo sich die Famililen zu Picknick, Bötlifahre und Eisessen treffen. Es hat bis jetzt 2-3 Momente gegeben, wo wir uns gefragt haben, ob eine organisierte Japan-Reise nicht doch besser gewesen wäre. Es ist aufwendig, jeden Ausflug selber zu planen und zu schauen, wie wir von A nach B kommen. Doch auch heute hat sich unsere Reiseart wieder einmal bewährt. Wir steigen in einen Bus ein, der voll auf Sakura ausgerichtet ist, begegnen vor einem Tempel einer traditionellen japanischen Hochzeit (und das nur, weil wir eine Station zu weit gefahren sind), dürfen ein wenig zuschauen und Gäste wollen sich mit uns fotografieren lassen. Und dann das japanische Damenclübli, das uns von ihrer Schoggi offeriert und wir uns mit Händen und Füssen unterhalten. Das Sahnhäubchen: die Jazz-Night mit Nachtessen bei „unserem“ Japan-Italiener! Mit 21 Japanern haben wir einen musikalischen Hochgenuss erlebt, wunderbares Essen und eine Gastfreundschaft vom Feinsten. Sie haben extra eine junge Frau neben uns gesetzt, die das Wichtigste auf Englisch übersetzt hat. Wir wurden einbezogen, haben heute die Japaner fröhlich, offen und sehr herzlich erlebt.

Unser Bus zum Fukuoka-Castle, voll auf Sakura ausgerichtet.
Picknick im Park
Das Hochzeitspaar
Das kleine Mädchen (rosa Kimono) ist erst 7 Jahre alt. Sie konnte im Gegensatz zu ihrem Vater sehr gut englisch.
„Unsere“ drei älteren Damen – einfach herrlich!
Ein super Konzert in kleinem Rahmen

Und ausserdem:

  • Stellt sich beim neusten Pissoir-Föteli die Frage; Sind die Japaner wirklich so klein, oder……………………………………..???
  • Ist eine Fussreflex-Massage auch auf dem Vita-Parcours möglich.
  • Wäre ein solcher Hinweis auch bei uns manchmal angebracht.
Anweisung
Durchführung

4 Kommentare zu „Tokyo – Hakone – Fukuoka / Tage 68 – 71“

  1. Liebi Ursula und Stefan
    Habe mich köstlich amüsiert an eurer Schlaf-Koje… Das muss ein Erlebnis sein, mit
    dem Schnell-Zug durch Japan. Wie immer sehr Interessante Bilder und Berichte.
    Bin sehr gespannt auf weiteres.
    Liebs Grüessli vom Marlis und au vom Rosmarie
    Gend sorg zuenand

  2. Beim Betrachten dieser Bilder-Serie erinnere ich mich an den Roman Stupeur et Tremblements der belgischen Schriftstellerin Amélie Nothomb, die beschreibt, wie sie als Europäerin eine Einstellung in einem grossen japanischen Unternehmen erhält. Ihr nach japanischen Massstäben unbegreifliches Verhalten führt zu ihrer Degradierung zur Toilettenfrau. Sie lernt aber, die gegen sie gerichteten Bösartigkeiten mit Humor zu durchbrechen.
    Ein sehr humoriges und satirisches Werk, das einem viel von der dortigen Lebensauffassung vermittelt.
    Ein Bericht ist indessen nicht zu vergleichen mit dem direkten Erleben vor Ort, ganz nach dem japanischen Sprichwort: Einmal selbst sehen ist besser als hundert Neuigkeiten hören.
    Ihr seid dort, ihr schreibt tolle Berichte, schickt diese mit interessanten Bildern und wir hören die Neuigkeiten…

    Wie gelingt es euch, eine solche Masse an Eindrücken zu verarbeiten. Beneidens- und bewundernswert!

    Wir sind gespannt auf Weiteres. Liebe Grüsse!

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